Nebel waberte in dichten Schlieren über das Gras der Wiese. Die Gestalten waren nur Schatten vor dem fahlen Licht des Sichelmondes, der noch tief am Himmel stand. Je höher sie gingen, desto mehr lichtete sich der Nebel, bis sie schließlich auf dem Gipfel des Hügels standen, hoch über den Bäumen des Waldes, unter einem kristallklaren Sternenhimmel. In der Ferne war noch ein Streifen rotoranger Himmel zu sehen, ein letzter Abschiedsgruß der untergehenden Sonne. Wie ein Schimmer Feuer am Horizont.
Gelbe Augen blitzten in der Umgebung auf, in allen Schattierungen, von hellem Gold bis zu einem tiefdunklen Gelbbraun. Weiße Fangzähne funkelten im ersten Sternenschein und leises Knurren durchbrach die Dunkelheit.
Von überall näherten sich Wölfe. Wölfe in allen Größen und Farben, von tiefschwarzem Fell bis zu seidigem weißem Flaume reichte die Farbpalette. Schon bald wimmelte es auf dem Hügel von ihnen und auch der Lärm hatte zugenommen.
Als die letzten Strahlen der Sonne hinter dem Horizont verschwunden waren, legte sich der Lärm. Eine einzelne Wölfin hatte einen kleinen Felsen erklommen, welcher es ihr ermöglichte, die gesamte Versammlung zu überblicken.
„Werwölfe“, sprach sie. Bei ihrem Ruf erstarben auch die letzten Gespräche und alle Augen waren auf sie gerichtet.
„Wir alle wissen, warum wir hier sind. Wir müssen uns endlich vereinen und gemeinsam gegen das Übel vorgehen, das uns bedroht. Sie bedrohen uns seit vielen Wintern, machen Jagd auf uns, töten jeden, deren Weg sich ihnen kreuzt. Bei Tag können wir uns ihnen anpassen und unter ihnen leben, doch des Nachts nehmen wir unsere wahre Gestalt an. Die Menschen fürchten uns und was sie fürchten, das töten sie.“
„Nieder mit den Menschen!“
Auf dieses Jaulen aus der Menge folgte ein weiteres, bis das wütende Heulen bis zum Himmel aufzusteigen schien.
„Wir müssen gegen sie vorgehen.“ Die Wölfin auf dem Felsen bleckte die Zähne. „Für uns und unsere Jungen. Und zwar gemeinsam.“
„Gemeinsam können wir gar nichts machen“, erklang eine fauchende Stimme aus der Menge. „Wir müssen uns aufteilen und sie töten.“
„Das haben wir zu lange versucht“, knurrte die Wölfin. „Zu viele Leben wurden zerstört, zu viele Rudel ausgelöscht. Wenn wir uns jetzt nicht vereinen, dann bedeutet dies das Ende der Werwölfe.“
„Aber…“
Der Ruf wurde abgewürgt, als sich am Hang plötzlich etwas bewegte. Die Köpfe drehten sich in die entsprechende Richtung, einige Wölfe sprangen drohend auf, doch die Wölfin rief sie zur Ordnung.
„Ruhe!“
Sie sprang von ihrem Felsen und die Wölfe öffneten ihr einen Durchgang zum Rand der Versammlung.
Ein großer grauer Wolf hatte sich den Hügel hinaufgeschleppt. Eines seiner Beine war schlimm verdreht und blutüberströmt. Sein ganzer Körper war von tiefen Wunden überzogen.
„Sie sind hier!“, bellte er mit rauer Stimme. „Sie sind hier unter uns! Sie haben mir aufgelauert und werden euch alle töten! Hier und jetzt!“
„Wer?“, fragte die Wölfin.
Der graue Wolf bleckte die Zähne. „Die Menschen!“, fauchte er. „Sie sind hier. Findet und tötet sie. Sonst töten sie euch.“ Dann brach sein Blick und der graue Körper wurde schlaff.
Totenstille hatte sich über die Lichtung gelegt, die unmittelbar von einem lauten Knall zerrissen wurde, auf den Schreie folgten. Die Wölfin war zusammengesackt, aus einer Schusswunde an ihrer Seite floss dunkles Blut. Ihre Augen starrten leer gen Himmel. Zwei kleine schwarze Wölfe waren ein Stück den Hügel hinuntergesaust und hatten einen Menschen im Gebüsch gestellt. Sie ließen ihn liegen, tot, mit tiefen Bisswunden an der Kehle.
Die Versammlung schien sich zu zerstreuen, mehrere Wölfe waren in Panik geflohen. Chaos herrschte, bis ein Ruf mit einem Mal alle erstarren ließ.
„Wir werden uns von den Menschen nicht unterkriegen lassen.“
Der große schwarzbraune Wolf bleckte die Zähne.
„Wir werden die Menschen unter uns finden. Und wenn wir euch gefunden haben …“ Seine hellgelben Augen schienen Funken zu sprühen, als er den Blick über die Menge schweifen ließ. „… dann werden wir euch büßen lassen.“
„Wir wollen einen Anführer wählen“, fuhr er fort. „Und dann wird das Spiel beginnen.“
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Abschließende Hinweise:
- Weder die Story noch die Werwölfe, die ihr in diesem Spiel verkörpert, lassen irgendwelche Hinweise auf Rollen, Gesinnungen etc. zu. Wer damit argumentiert, der fliegt!
- Ich möchte noch einmal daran erinnern, dass das Spekulieren über die Identitäten hinter den anonymen Accounts sowohl im Thread als auch in den Absprachen verboten ist. Selbst könnt ihr euch natürlich gerne darüber Gedanken machen, und ich wäre sehr erfreut, wenn ihr diese Gedanken mit mir als SL teilen würdet.
- Ihr habt einen Schauspieler unter euch, mit den folgenden Rollen zur Auswahl: Abt, Aussätzige, Rotkäppchen, Dorfbewohner, Dorfbewohner.
Jetzt dürft ihr gerne loslegen!