Der Nebel hängt tief zwischen den Bäumen des Düsterwaldes rund um das kleine Dorf. Ein einsamer Junge klettert über einen mit Moos überwachsenen Baumstamm, hüpft um einen Pilzring herum und läuft weiter zu seiner liebsten Eiche. Aus ihrem Wipfel heraus kann er weit über das Tal hinaus sehen, bis zu den Bergen, die dafür sorgen, dass sich hierhin selten Fremde verirren. Hier im Wald ist es ruhig, friedlich, im Gegensatz zum Dorf, wo sie auf der Suche nach den blutgierigen Werwölfen schon eine unschuldige Person hingerichtet haben. Vater hat es ihm verboten, zuzusehen, aber er hat es natürlich trotzdem getan, aus einer Astgabel der Kastanie hinter dem Haus. Der Junge weiß, wie viel Angst die Dorfbewohner haben, und das sie nicht mehr vie zeit haben, die Werwolfsplage auszurotten, bevor das Dorf dem Untergang geweiht ist. Er kann sich das noch nicht so recht vorstellen, aber wahrscheinlich wird es ähnlich schaurig wie die Lynchung am gestrigen Tag. Aber hier, hier ist es ruhig und gar nicht gruselig. Der Junge kennt den Wald wie seine Westentasche, und Mutter sollte aufhören, sich zu fürchten, er könne darin verloren gehen.
Er stolpert über eine Wurzel, die gestern sicher noch nicht da gewesen ist. Als er sich im Laub vor sich mit den Händen auffangen will, spürt er etwas glattes, kühles, das nicht zum restlichen Wald passt. Der Junge kniet sich hin und begutachtet neugierig die milchig weiße Scherbe. So sehr er es auch versucht, er kann sich nicht vorstellen wovon die Scherbe abgebrochen sein könnte. Er kann die restlichen Scherben auch nirgends sehen. Aber die Sonne reflektiert wunderbar in der Scherbe und er lacht, als er die bunten Farben sieht, die die Scherbe auf den Waldboden wirft. Dann sieht er ein Gesicht. Nein, nicht irgendein Gesicht! Es ist das Werwolfsopfer der letzten Nacht!
Fast lässt er die Scherbe fallen. Dann fällt er eine Entscheidung. Der Junge rennt zurück zum Dorf, die Hand fest um die Geisterscherbe geschlossen. Vielleicht kann der Geist dem Dorf ja helfen!
Und ihr dachtet, mich mit meinem Tod aus dem Spiel zu nehmen. Aber noch ist es nicht vorbei, liebe Wölfe!
Meine lieben Dorfbewohner, wer immer ihr auch sein mögt,
ich weiß leider auch nicht, wie sehr ich euch helfen kann, aber ich werde es versuchen. Ich kann euch nicht sagen, wie ihr denken sollt und um ehrlich zu sein, wüsste ich in diesem Falle nicht einmal, was ich euch sagen sollte. Also habe ich für euch nur ein paar Ansätze und Gedankenspielereien aus dem Jenseits.
Leon traue ich immer noch nicht weiter, als ich ihn werfen kann, aber das ist immer noch mehr, als andere in dem Spiel. Doch wem vertraut ihr? Wer gehört zu eurem Dorfkern? Und wer scheint Interesse daran zu haben, dass sich kein Dorfkern findet?
Achtet darauf, wer wirklich zur Spiellösung beiträgt, und wer nur mitschwimmt und versucht, nicht selbst in den Fokus zu gelangen und keine Infos da zu lassen. Lasst euch nicht vom äußeren Schein trügen!
Nach Lings Tod gab es drei Personen (Furius eingeschlossen), die definitiv wussten, dass ich den Nachtpost nicht falsch gelesen habe. Ich selbst habe leider nicht allzu viel daraus ziehen können, aber vielleicht seid ihr ja schlauer als ich und findet etwas. In dem Sinne auch nochmal eine Hausaufgabe: Wer würde Ling in der ersten Nacht nicht fressen (sondern mich)?
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Stets den HD (oder dorfigsten? ich weiß leider nicht mehr, wie dorfig ihr mich alle fandet) zu fressen spricht vielleicht dafür, dass die Wölfe sich schwer tun, selbst die Lynchung zu beeinflussen. Oder die Wölfe spielen eher auf Level 1. Vielleicht haben die HDs ihnen auch nicht vertraut und sie das öffentlich wissen lassen?
Mit Pistole auf der Brust (auch wenn die nichts mehr anrichten könnte) würde ich die Wölfe aktuell unter Lumpi, Mokka und vielleicht, eventuell Leon oder Alexa suchen. Aber bitte verlasst euch bei eurer Einschätzung nicht auf die Worte eines Geistes.
Ich wünsche euch sehr viel Glück!
Mit diesen letzten Worten verschwimmt der Geist im Dunkel des frühen Abends. Den Dorfbewohnern läuft ein Schauer über den Rücken, fast meinen sie, sie könnten das Heulen der Werwölfe im Wald hören. Sie müssen sich einig werden, und sie müssen dieses Mal richtig liegen. Sie haben nicht mehr viel Zeit.
Als alle streitend weg gehen, kniet sich der Junge in den Staub und greift nach der Geisterscherbe, die nun achtlos auf dem Boden liegt. Sie hat ihren Zweck getan, aber wird es auch reichen?